Tinnitus – erstmals messbar

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Tinnitus aurium, kurz: Tinnitus (lateinisch von tinnire = klingeln und auris = Ohr), auch als Ohrgeräusch oder Ohrensausen bezeichnet, beschreibt das Phänomen, dass betroffene Personen Geräusche registrieren, deren Ursachen äußerlich nicht erkennbar, für die Mitmenschen deshalb nicht wahrnehmbar, beziehungsweise keiner Schallquelle zuzuordnen sind.
Als Verursacher dieser Symptomatik kommen unter anderem die Wahrnehmung von Strömungsgeräuschen des eigenen Blutes bei Gefäßverengungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, ein Lärm-Trauma, eine Mittelohrentzündung, Morbus Menière (Drehschwindel), verschiedene Erkrankungen des Innenohrs, ein Hörsturz, Medikamente, aber auch Stress und emotionale Überlastung infrage.
Schätzungen zufolge erleben 5 bis 20 Prozent aller Erwachsenen mindestens einmal in ihrem Leben eine Tinnitus-Phase, welche die Lebensqualität stark beeinträchtigt und eine Behandlung bei etwa 10 bis 20 Prozent dieser Betroffenen notwendig machen kann. Dies wird natürlich durch den Umstand erschwert, dass jenes permanente Rauschen, Pfeifen, Piepsen (für die Geplagten unerträglich) bisher nicht objektiv messbar war und somit eine diagnostische und therapeutische Herausforderung ist.
Neu ist die Anwendung der funktionellen Nahinfrarotspektroskopie, ein nicht invasives bildgebendes Verfahren, beruhend auf der Tatsache, dass das Variieren der Hirnaktivität die optischen Eigenschaften von Hirngewebe verändert, sodass diese Abweichungen der Hirntätigkeit dargestellt und quantifiziert werden können. Ein Forscherteam in Stockholm hat diese Möglichkeit, den Tinnitus quasi „auf frischer Tat zu ertappen“, erfolgreich bei über 400 Probanden getestet. Gemessen werden mit dieser Methode nicht die Geräusche an sich, sondern deren Auswirkungen, die für Tinnitus typischen Signalveränderungen im Gehirn. Die Wissenschaftler entdeckten erhebliche Unterschiede, die verschiedenen Hirnabschnitte betreffend, zwischen Personen mit und ohne Tinnitus. Auch bei der Reaktion auf Licht- und Schallreize zeigen sich Abweichungen, diese fiel bei Tinnitus-Betroffenen meist geringer aus.
Mithilfe der funktionellen Nahinfrarotspektroskopie konnten die Wissenschaftler mit großer Genauigkeit differenzieren, ob es sich bei den jeweiligen Patienten um einen leichten, mittelschweren oder schweren Tinnitus handelt. Hier tut sich also eine Möglichkeit auf, künftig nicht nur Diagnose und Behandlung des Ohrenklingelns zu erleichtern, sondern auch Behandlungsfortschritte und -erfolge sichtbar machen zu können.

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